Wer einmal lügt

12.12.2024

Nun sind Serien ja eine sehr populäre Darreichungsform bei den Streamingdiensten und auch ich schaue sie recht gern. Ein ganzer Film mit 90 Minuten Laufzeit – zunehmend wird es ja deutlich mehr – lässt sich nicht mal soeben in die abendliche Couch-Entspannung einbauen, wie es ein (oder zwei) Serienfolgen vermögen. Und das Aufteilen eines Films in individuelle Häppchen erscheint im Vergleich zur professionell ausbaldowerten Cliffhanger-Mechanik einer Serie auch immer etwas blasphemisch und laienhaft.

Doch immer ist das Strecken auf viele Folgen auch nicht die Lösung

Aktuell lief bei uns die Netflix-Miniserie Wer einmal lügt. Warum die so heißt, wissen nur der Himmel und ein Verlag, denn auch die deutsche Version des zugrundeliegenden und 2012 von Harlan Coben veröffentlichten Thrillers wurde so dem deutschen Markt feilgeboten.

Jetzt hat die Serie also acht Folgen und bei einer durchschnittlichen Laufzeit von 45 Minuten eine Gesamtlänge von sechs Stunden, basierend auf 450 Buchseiten. Sie geht somit dreimal so lange wie ein Film und ist mit anderen Worten 2/3 zu lang – das merkt man: Richtig Fahrt nimmt die Handlung erst in der letzten Folge auf. In dieser wird dann aber mal so richtig an allen losen Fäden gezogen und die große (und in der Tat etwas unvorhergesehene) Auflösung präsentiert.

Zuvor kleckern Handlung und Logiklöcher aber zu sehr vor sich hin. Die Ermittler sind eher durch mittelmäßige Darsteller repräsentiert und stolpern zwischen der hippen, leeren und sterilen Beton-Glas-Wache sowie einem Hexenwald ratlos hin und her. Viele Rückblicke machen die Situation nicht gerade nachvollziehbarer, haben mich häufig mit einem „Aber warum?!“ alleine gelassen und überhöhen das große unausgesprochene Geheimnis im Verlauf so weit, dass ihm im Weiteren gar nicht mehr gerecht werden kann. Mir hilft dann auch ein übertriebenes Intro à la 007 nicht mehr.

Ein Highlight ist das Killer-Pärchen (Barbie!). Passt nicht wirklich rein, ist aber super komisch.

Anscheinend bin ich bei der Bewertung dieses Verfilmungskonzeptes ziemlich alleine auf weiter Flur, denn Harlan Coben hat mit Netflix einen Vertrag über 14 (!) weitere Buchverfilmungen geschlossen.

Muss man nicht gesehen haben.
⭐⭐

Wer einmal lügtWiki

Wer einmal lügt (Originaltitel: Stay Close) ist eine britische Netflix-Miniserie, die am 31. Dezember 2021 veröffentlicht wurde. Sie basiert auf dem gleichnamigen Buch von Harlan Coben.
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