Ripley

19.12.2024

Nachdem mich das Format Miniserie neulich nicht so begeistert hat, schaute ich nun Ripley auf Netflix. Und die ist ja mal richtig gut!

Sie basiert auf dem vor knapp 70 Jahren veröffentlichten Kriminalroman Der talentierte Mr. Ripley von Patricia Highsmith, den ich nie gelesen habe, aber wohl mal sollte.

Die augenscheinlichste Besonderheit der Serie liegt im konsequenten und kontrastreichen Schwarz-Weiß. Das ist man mal so gar nicht mehr gewohnt, es verlangt gleich mehr Aufmerksamkeit auf dem Sofa und beamt dich direkt in die 60er-Jahre. Anders als früher sind die Bilder hier aber knackscharf, sodass alle Nahaufnahmen gleich wie ein gemaltes Porträt und die einfallsreichen Perspektiven wie Kunstwerke der Streetfotografie wirken. Überhaupt ist die Kameraarbeit erste Sahne. Eine Reise mit dem Fotoapparat an die italienischen Drehorte stelle ich mir traumhaft vor. Das beschauliche wie malerische Örtchen Atrani an der Amalfiküste – sicher ein einziges Freilichtmuseum. Zumindest, sofern man auf Treppensteigen (ein immer wiederkehrendes Motiv der Serie) steht.

Ab und an kommt der Wunsch auf, das sommerliche Italien (wir begleiten Ripley noch nach Sanremo, Rom, Neapel, Palermo und Venedig) in seiner ganzen Farbpracht zu sehen oder Morgenmantel und Picasso nicht nur monochrom vor sich zu haben, aber gerade die Reduzierung macht dann doch auch wieder den Reiz aus. Das Wissen darum, dass das Meer blau und der Blutspritzer rot ist, muss reichen. Wolken, Wasser, Felsen – es wirkt alles schmutziger, bedrohlicher.

Die Rollen sind durchweg passend besetzt. Zwar ist Andrew Scott, der stets teuflisch grinsend den soziopathischen Protagonisten Tom Ripley spielt, fast doppelt so alt wie sein Charakter aus der Romanvorlage, aber er passt super. Und auch Dakota Fanning als mysteriöse und unnahbare Schriftstellerin hat mir sehr gefallen.

Ripley ist ein Paradebeispiel dafür, dass ein Spielfilm zu kurz sein und die Aufteilung auf acht Folgen eine gute Idee sein kann. Zum einen konnte ich mich wirklich nicht an den atmosphärischen Bildern sattsehen und zum anderen kann sich das Drehbuch viel Zeit für kleine Details und den Aufbau der ganzen düsteren Geschichte lassen. Episode fünf etwa: Ich habe genügend über Ripley erfahren, um ihn eigentlich nicht als guten Menschen zu sehen und dennoch fieberte ich mit, ja drücke die Daumen, wenn er gefühlt in Echtzeit auf jeden Fall aber in epischer Breite gleich zweimal zum Ablageort einer Leiche fährt („Nun mach hin!“), Lügengeschichten ohne einen Hauch eines Zweifels zum Besten gibt und den Ermittler narrt.

Klare Schauempfehlung.
⭐⭐⭐⭐⭐

Ripley (Fernsehserie)Wiki

Ripley ist eine 2024 erschienene Fernsehserie von Steven Zaillian über die fiktive Person Tom Ripley.
Die auf dem Kriminalroman Der talentierte Mr. Ripley von Patricia Highsmith basierende Serie ist in Schwarz-weiß gehalten und mit acht Folgen vorerst als Miniserie konzipiert. Sie wurde am 4. April 2024 auf Netflix veröffentlicht. Es wird erwogen, die Serie fortzusetzen.
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AtraniWiki

Atrani ist eine italienische Gemeinde an der Amalfiküste in der Provinz Salerno in Kampanien. Sie ist Mitglied der Vereinigung I borghi più belli d’Italia (Die schönsten Orte Italiens).
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